Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Pennies By The Pound: Heat Death Of The Universe (Review)

Artist:

Pennies By The Pound

Pennies By The Pound: Heat Death Of The Universe
Album:

Heat Death Of The Universe

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Psychedelic, Progressive, Art Rock, Indie, Alternative

Label: Lilith
Spieldauer: 33:27
Erschienen: 22.11.2021
Website: [Link]

Wir erinnern uns: vor nunmehr fast einem halben Jahrhundert machten sich die progressiven Rockgroßmeister GENESIS im Jahr 1973 auf den Weg, um England pfundweise zu kaufen und verewigten dies auf einem der besten Prog-Alben aller Zeiten: „Selling England By The Pound“.
Durchaus gerechtfertigte Erinnerungen, wenn wir anno 2021 unseren Blick und unsere Ohren in Richtung Finnland wenden, denn da wartet ebenfalls eine 'pfundige' Entdeckung der progressiven Art auf uns – und zwar unter dem Bandamen PENNIES BY THE POUND, die ihr Album „Heat Death Of The Universe“ noch dazu bei dem Label 'Lilith' veröffentlichen, das gleich den nächsten GENESIS-Bezug aufweist, wenn wir an „The Lamb Lies Down On Broadway“ und dem darauf enthaltenen „Lilywhite Lilith“ denken.

2016 aus dem Solo-Projekt des singenden Multiinstrumentalisten (Schlagzeug, Keyboard, Gitarre) JOHANNES SUSITAIVAL hervorgegangen, entwickelte sich bei den breiten Prog-Ideen hinter PENNIES BY THE POUND das Ein-Mann-Unternehmen schnell zu einem Trio, indem der ausgezeichnete Gitarrist VESA RANTA und der Bassist TOMI LAAKSONEN, der gerne so einige Chris-Squire-Bassläufe präsentiert und diese gänzlich beherrscht, aus einem gleich drei (Musik-)Pfund werden ließen.

Ganz ähnlich wie wir es von GENESIS bereits kennen, lebt die Musik auf „Heat Death Of The Universe“ von jeder Menge Keyboard- und Gitarren-Soli, bombastischen Klangflächen und Texten, die sich mal verschlüsselt, dann wiederum ganz eindeutig Sorge um unsere Welt machen, wenn sich beispielsweise in dem Song „139“ offenbart, dass hinter dieser Zahl 139 Menschen stecken, die jeden Tag für unseren Wohlstand in der Dritten Welt krepieren müssen.

Musikalisch allerdings sind nur selten GENESIS erkennbar, viel häufiger kommen einem da schon YES oder CARAVAN und KAIPA (auch die ganz frühen) sowie PORCUPINE TREE in den Sinn. Art-Rock trifft so auf Canterbury plus Indie- und Alternative-Einflüsse, die dem Album ein völlig eigenständiges progressives Antlitz verleihen.

Mit „The Waters“ samt kurzem Klavier-Intro gelingt der Einstieg in „Heat Death Of The Universe“ perfekt. Sofort überzeugt das Zusammenspiel der Band und auch der Gesang besitzt Wiedererkennungswert, wenn er verspielt zwischen den hohen und tiefen Tönen wie eine am Himmel schwebende Möwe, die auch im Text besungen wird, seine Bahnen zieht, auf welche die Gitarre immer wieder ihre Attacken und fetten Riffs abfeuern, bis das Schlagzeug gar einen kurzen Bolero-Rhythmus anstimmt, um den Refrain einzuleiten: „Every year the first cry of the seagull / Reminds me of boundless adventure...“

Und dieses aufregende Abenteuer geht auf dem abwechslungsreichen Album ungebremst und beeindruckend weiter, nachdem vor den „Strange Stars“ sich erstmal mit „Strange Matter“ ein kurzes, verspieltes Keyboard-Zwischenspiel entfaltet, um dann die LP-A-Seite mit dem bereits erwähnten, bedrückenden „139“ zu beenden.

„Indigo Screams“, der erste Song der LP-B-Seite, bekommt in Zeiten eines russischen Diktators, der unbedingt einen Krieg entfachen muss, um die Ukraine zu unterwerfen, traurige Aktualität – und der Wunsch in der letzten Strophe: „Trying to save the world / From corrupt ideology...“, geht leider nicht (mehr) in Erfüllung.
Wenigstens die Hoffnung bleibt, da die bekanntlich zuletzt stirbt und im Interesse der Ukrainer sowie Finnen und aller Europäer hoffentlich ein Kriegstreiber wie Putin zuvor das Zeitliche segnet. Und selbst wenn die stillen Schreie inmitten der „Todbringenden Hitze des Universums“ dabei nicht helfen, so sind es doch gerade die, die am Ende so laut werden und dieses, den Song abschließende „Why did you never take / The time to grow up“ hinausbrüllen!

Mit „Heat Death“ steuern PENNIES BY THE POUND dann dem ganz großen Finale entgegen, das sich unbenommen auch an Steven Wilsons Baum des Stachelschweins reibt und sich zu einer wahren Prog-Hymne entfaltet, die einem musikalisch wie textlich eine Gänsehaut über den Rücken jagt, wenn über die digitale Entfremdung gesungen wird. Ein echtes Highlight am Album-Ende, nachdem der Album-Anfang ebenfalls mit einem Highlight begann.

Einziger Wermutstropfen hinter „Heat Death Of The Universe“ ist, dass die LP schon nach gut einer halben Stunde verklungen ist. Zum Glück wird „Heat Death Of The Universe“ aber auch nach wiederholten Hördurchgängen nie langweilig...

FAZIT: Es ist ein Prachtstück geworden, diese pink-vinylige Album, das man wirklich unbedingt als limitierte farbige LP besitzen sollte. Die finnische Band PENNIES BY THE POUND kann man musikalisch kaum genau verorten oder festlegen, selbst wenn der Bandname Erinnerungen an GENESIS weckt. „Heat Death Of The Universe“ ist progressiv, psychedelisch, rockig, alternativ und textlich kritisch sowie sehr aussagekräftig und klingt genauso wie ein Album klingen sollte, das sich gegen den Mainstream auflehnt und kompromisslos nach eigenen Musik-Wegen sucht, die in keiner Weise ausgelatscht erscheinen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2594x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (17:51):
  • The Waters (6:49)
  • Strange Matters (1:17)
  • Strange Stars (Lies Closer To Truth Than Beauty) (5:32)
  • 139 (4:13)
  • Seite B (15:36):
  • Indigo Screams (3:57)
  • San Francisco Skyline (6:11)
  • Heat Death (5:28)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich um keine Farbe: rot, gelb, blau, sauer

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!